Die deutsche Nation (natio Germanica) war die wichtigste sowie die am besten vertretene in Bologna und in Padua. Obwohl man die Nationen jetzt unterschiedlich betrachten kann, geht Malagola davon aus, dass die polnischen und böhmischen Studenten zur natio Germanica gezählt wurden. Die „deutsche Nation“ genoss auch die größten Privilegien. Es ist leider nicht möglich, eine komplette Liste aller an der Bologneser Universität während im Mittelalter und in der Renaissance immatrikulierten „deutschen“ Studenten zu erstellen. Grob geschätzt waren es in den Jahren von 1289 bis 1796 über 10 300. Unter den deutschen Bakkalaurei und Doktoren der Universität waren jedoch viele berühmte Wissenschaftler und Literaten, wie z.B. Nikolaus Kopernikus, Rudolfus Agricola, Cornelius Henricus Agrippa und Ulrich von Hutten.
Auch Filippo Beroaldo konnte sich zahlreicher deutscher Studenten rühmen. Es waren mit Sicherheit folgende Studenten: aus Straßburg Peter Schott und Thomas Wolf, aus anderen Städten Conrad Celtis, Sigmund von Hohenlohe, Jakob von Baden, Johannes Rack, Jakob Locher, Eitelwolf von Stein, Mutianus Rufus, Sebastian Rotenhan, Johannes de Kytscher, Konrad Peutinger, Johannes Collauer, Heinrich Boger, Vincenz Lang und Christoph Scheurl. Sie führten einen intensiven Briefaustausch mit Beroaldo, der ihre Denkweise und späteres Leben enorm geprägt hat. Sie ihrerseits unterstützten Beroaldo materiell und genossen daher seine besondere Zuwendung, was sich in manchen Widmungen zu seinen Schriften und Erwähnung in den Kommentaren niedergeschlagen hat. Verbindungen dieser Studenten zu Beroaldo sind aus einem Randthema meiner Forschung über seinen Properz-Kommentar zum Thema einer gesonderten Abhandlung geworden, die ich anhand vieler Schriften aus dem 16. Jahrhundert vertieft habe und von dem ich gerne in meinem Vortrag berichten werde.